Depression

Ein tief depressiver Mensch beschrieb seine Situation in folgenden Sätzen:

"Ich war von einer unsäglichen körperlichen Müdigkeit befallen. Meine Muskeln waren so müde, wie ich es noch nie erlebt hatte. Eine eigenartige Empfindung schien meine Wirbelsäule entlangzulaufen und bis ins Gehirn zu steigen. Ich war unbeschreiblich nervös. Meine Nerven schienen elektrisch geladene Drähte zu sein. Meine Nächte waren ohne Schlaf. Ich lag da mit trockenen, ins Leere starrenden Augen. Jeden Augenblick befürchtete ich ein schreckliches Unglück. In mir wuchs die Angst, alleingelassen zu werden. Die einfachste Pflicht wurde zur riesigen Aufgabe. Schließlich war mir jede geistige und körperliche Arbeit unmöglich. Die müden Muskeln versagten den Dienst, mein "Denkapparat" weigerte sich zu arbeiten, jeglicher Ehrgeiz war dahin. Ich trat der Welt mit der Haltung "Was hat das alles für einen Sinn?" entgegen. Ich hatte derart hart an mir gearbeitet, aber der Kampf schien sinnlos. Das ganze Leben schien leer." (Reid, 1910, S. 612-613)

 

Erscheinungsbild

Vermutlich ist die Depression die am häufigsten vorkommende psychische Beeinträchtigung. Insbesondere in den letzten Jahrzehnten tritt sie immer häufiger auf. Für Frauen liegt die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression im Laufe ihres Lebens zu erkranken bei über 20%. Dies ist etwa doppelt so hoch wie bei Männern.

Die so genannte "unipolare Depression" oder "major depression" geht einher mit Episoden von Stimmungsbeeinträchtigungen, Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit, innerer Leere, Konzentrationsschwierigkeiten, Antriebsschwäche oder Ruhelosigkeit und Gereiztheit, Interesselosigkeit, Wertlosigkeit, Schuldgefühlen sowie zahlreichen körperlichen Beschwerden, wie: Schlafstörungen, Appetitstörungen, Verdauungsstörungen oder Schmerzen im Kopf-, Herz- und Bauchbereich, die auf eine Behandlung nicht ansprechen.

Neben der unipolaren Depression gibt es noch die "bipolare Störung", deren Symptome zwischen manischen (gehobene oder reizbare Stimmung, Redseligkeit und Hyperaktivität) und depressiven Episoden wechseln. Diese Störung tritt weit seltener auf als die unipolare Depression. Ca. 1% der Bevölkerung leidet daran.

Bei der Depression gibt es kein einheitliches Krankheitsbild. Nicht jeder, der depressiv ist, leidet unter allen Symptomen. Bei manchen Menschen treten viele Beeinträchtigungen auf, bei anderen wenige. Depressionen können leicht, mittelgradig oder schwer sein. Je mehr Symptome vorliegen, desto schwerer ist die Depression.
Eine unipolare Depression kann einmalig auftreten und wieder abklingen oder in Phasen immer wieder aufbrechen, sie kann aber auch über Jahre bestehen. Ohne Behandlung kann die depressive Episode über Monate oder Jahre andauern. Es gibt allerdings geeignete medikamentöse und psychotherapeutische Behandlungsmethoden, die den Krankheitsverlauf verkürzen oder mildern können.

Abgrenzung

Das Auftreten von Niedergeschlagenheit, Erschöpfung, Selbstzweifeln oder Traurigkeit muss nicht gleich auf das Vorliegen einer Depression hindeuten.
Ein depressives Bild kann z. B. durch Schilddrüsenunterfunktion oder Tumore, HIV, Demenz, Epilepsie oder die Parkinson'sche Erkrankung hervorgerufen werden. Ebenso können manche Medikamente, Drogen oder auch Alkohol eine depressive Symptomatik verursachen, ohne dass gleich eine Depression diagnostiziert werden muss. Deshalb bedarf es vor der Diagnosestellung einer Depression einer gründlichen ärztlichen Untersuchung.

Ursachen

Als Auslöser einer Depression werden vielfältige Ursachen diskutiert: Zunächst scheint es eine genetisch vererbte Anfälligkeit zu geben, denn Depressionen kommen familiär gehäuft vor.
Chronischer Stress oder belastende Veränderungen der Lebensumstände, insbesondere im Bereich enger Sozialbeziehungen, können die Entwicklung einer depressiven Erkrankung fördern oder eine abgeklungene depressive Episode wiederaufleben lassen. Insbesondere Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, die sich selbst und der restlichen Welt pessimistisch und negativ gegenüberstehen, neigen in solchen Situationen zur Ausbildung einer depressiven Störung.

Behandlung

Je mehr ein Mensch über Bewältigungsmöglichkeiten, Problemlösefertigkeiten, soziale Kompetenz, positive Aktivitäten sowie Vertrauen in die eigenen Kompetenzen verfügt, desto unwahrscheinlicher tritt eine Depression auf bzw. umso milder verläuft sie.
Aus diesem Grunde zielt eine (verhaltenstherapeutisch orientierte) Psychotherapie auf die Förderung angenehmer Tätigkeiten, den Aufbau sozialer Fertigkeiten sowie die Veränderung negativer Erwartungshaltungen und ungünstiger Selbstwahrnehmung.

Einen sehr guten Behandlungserfolg verspricht die kombinierte Behandlung mit Psychotherapie und Antidepressiva. Antidepressiva sind je nach Präparat schlafanstoßend, stimmungsaufhellend, angstlösend, psychomotorisch dämpfend oder antriebssteigernd. Das Medikament wird passend zur vordergründigen depressiven Symptomatik gewählt. Antidepressiva werden über einen längeren Zeitraum gegeben. Sie machen nicht abhängig, verändern nicht die Persönlichkeit und verursachen keine strukturellen körperlichen Schädigungen.

zugrundeliegende Texte:

  • Davison, G. C., Neale M. N. (1988). Klinische Psychologie, 3. Auflage. München- Weinheim:Psychologie-Verlags-Union.
  • Hautzinger, M. (2003). Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen. München-Weinheim: Beltz-Verlag.
  • Stavemann, H. H. (Hrsg.), (2008). KVT-Praxis, Strategien und Leitfäden für die kognitive Verhaltenstherapie. Weinheim-Basel: Beltz-Verlag.
  • Patienteninformationen zur Depression der Hexal AG

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