Angststörungen

Jeder Mensch kennt das Gefühl von Angst. Sie überkommt uns in gefährlichen oder neuen und ungewissen Situationen. Angst ist ein angeborenes Gefühl, das unseren Körper mobilisiert, Gefahrensituationen zu verlassen bzw. zu meiden. Unsere Angst hält uns z. B. davor zurück, von Brücken zu springen, wilde Autowettrennen zu fahren oder uns gefährlichen Tieren zu nähern. Grundsätzlich schützt die Angst unser Überleben. Sie ist ein ganz normales menschliches Grundgefühl, wie Freude, Ärger oder Traurigkeit.

Dauert die Angst allerdings über Wochen an und geht mit intensiven körperlichen Symptomen einher, oder verhindert die Angst ein normales Berufs- und Alltagsleben, so spricht man von einer Angststörung. Jeder 10te aus der Gesamtbevölkerung entwickelt im Laufe seines Lebens eine behandlungsbedürftige Angststörung. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer.

Unter dem Oberbegriff "Angststörung" werden verschiedene Störungsbilder zusammengefasst, bei denen die Angst oder deren Vermeidung das Hauptmerkmal darstellen. Zu den Angststörungen gehören

  • die Phobien
  • die posttraumatischen Belastungsreaktionen
  • die Angstzustände

Angstzustände werden wiederum untergliedert in:

  • Paniksyndrom
  • generalisiertes Angstsyndrom
  • Zwangssyndrom.

 

Phobie

Die Phobie ist eine unverhältnismäßig große Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen, die dazu führt, das Objekt oder Ereignis zu meiden. Die betroffenen Personen wissen in der Regel, dass vom gemiedenen Objekt keine so große Gefahr ausgeht, wie von ihnen befürchtet.
Menschen mit Phobien haben beispielsweise extreme Angst vor Höhe, Flugzeugen, bestimmten Tieren, geschlossenen Räumen, oder auch Angst vor anderen Menschen. Diese Situationen werden vermieden, was soweit gehen kann, dass manche Betroffene nicht mehr in Urlaub fliegen, einkaufen gehen oder ihre Wohnung verlassen können. Kann die angstauslösende Situation nicht vermieden werden, können betreffende Personen in Panik geraten, was als äußerst bedrohlich erlebt wird.

Posttraumatische Belastungsreaktion

Wenn Menschen extremen und schwerwiegenden, andauernden oder akuten Belastungen ausgesetzt sind, die aufgrund ihrer bedrohlichen Intensität die normalen Anpassungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten überschreiten, so können viele von ihnen diese Erlebnisse nur auf Kosten ihrer leiblichen und seelischen Gesundheit überstehen. Zu solchen Erlebnissen zählen: Unfälle, Vergewaltigungen, Katastrophen, Folterung, Krieg, Geisel- oder Isolationshaft oder Misshandlungen während der Kindheit.
Die posttraumatische Belastungsreaktion geht einher mit

  • Schlafstörungen
  • Angst und Depression
  • unfreiwilligem Wiedererleben des überwältigenden Ereignisses im Wachen oder im Traum
  • Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten
  • Schreckhaftigkeit
  • Unfähigkeit zu entspannen
  • und insbesondere mit psychischer Erstarrung.

Betroffene fühlen sich gegenüber anderen entfremdet und ziehen sich in sich selbst zurück. Dies kann in Einzelfällen zu dauerhaften Persönlichkeitsveränderungen führen, die gekennzeichnet sind durch Misstrauen, sozialen Rückzug und chronische vitale Erschöpfung. Die Betroffenen sind meist Opfer lang andauernder Extrembelastungen.

Angstzustände

Panikattacken

Panikattacken setzen plötzlich und unvorhergesehen ein, häufig nach Phasen starker Anspannung oder Belastung. Sie werden begleitet von intensiven körperlichen Symptomen (Herzjagen, Zittern, Schwindel, Schweißausbrüche, Erstickungsgefühle, Schmerzen in der Brust), die als lebensbedrohlich erlebt werden. Oft haben Betroffene das Gefühl, in Ohnmacht fallen zu müssen oder die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren.
Panikattacken können mehrmals pro Woche auftreten und dauern für gewöhnlich bis zu 30 Minuten an. Sie werden als sehr kräftezehrend erlebt. Betroffene fühlen sich in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt, weil sie eine Angst vor dem nächsten Anfall entwickeln, dem sie sich hilflos ausgesetzt fühlen. Dies kann soweit gehen, dass sie sich von Freunden zurückziehen oder aber das Haus nicht mehr verlassen (= Panik mit Agoraphobie).

Generalisierte Angststörung

Wer unter generalisierter Angst leidet, macht sich ständig unrealistische, übertriebene Sorgen. Die Befürchtungen beziehen sich auf unterschiedlichste Bereiche. Am häufigsten kreisen die Sorgen um das Wohlergehen der Familie, die Partnerschaft, die Sicherheit im Beruf oder die Gesundheit. Wer unter generalisierter Angst leidet, spielt gedanklich allerlei Katastrophen durch, ohne eine Lösung zur Verhinderung des drohenden Unheils zu finden. Solche Gedanken drängen sich auf und können nicht verhindert werden und treten zusammen mit starker Anspannung und Ruhelosigkeit auf.
Betroffene fühlen sich unfähig zu entspannen, sind gereizt und nervös, haben Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und leiden unter Muskelverspannungen, was die Überaktivität des autonomen Nervensystems widerspiegelt.

Zwang

2% der Bevölkerung sind von Zwängen betroffen, welche ohne angemessene Behandlung in der Regel einen chronischen Verlauf nehmen.
Die Störung beginnt meist im frühen Erwachsenenalter ausgelöst durch belastende Lebensereignisse. Man unterscheidet zwischen Zwangshandlungen und Zwangsgedanken, wobei beide Formen sowohl getrennt als auch zusammen auftreten können. Zwänge dienen dazu, eine zugrunde liegende Angst zu mildern.

Zwangsgedanken sind wiederkehrende, sich aufdrängende Vorstellungen, Ideen oder Impulse, denen sich die Betroffenen nicht entziehen können. Sie werden als irrational, unangenehm und quälend empfunden, weshalb versucht wird, sie zu unterdrücken oder sich ihnen auf andere Weise zu entziehen. Zwangsgedanken haben in der Regel gewalttätige Inhalte.
Eine weitere Form der Zwangsgedanken sind belastende Zweifel, z. B. die Angst vor Verschmutzung oder Ansteckung, oder das dauernde Grübeln darüber, ob man etwas Schlimmes getan, bzw. etwas Notwendiges versäumt hat. Alles muss mehrfach überdacht werden. Dies kann bis zur Entscheidungsunfähigkeit bei selbst einfachsten Dingen gehen.

Die Zwangshandlungen folgen bestimmten Ritualen oder Regeln mit dem Ziel, die durch die Zwangsgedanken entstandenen Angst zu vermindern. Der Betroffene will wieder eine neutrale Stimmung erreichen bzw. den Zwangsgedanken ungeschehen machen (= Neutralisierung). In diesem Sinne sind die Zwangsgedanken die "Angstmacher", während die Zwangshandlungen der "Angstreduzierung" dienen sollen.
Auch bei den Zwangshandlungen hat der Betroffene nicht die freie Wahl, die Handlung auszuüben oder zu unterlassen. Die Unterdrückung von Zwangshandlungen führt zu großer Angst. Zu den häufigsten Zwangshandlungen gehören intensives Händewaschen, Saubermachen und Reinigen, Kontrollieren, Ordnen und Aufräumen, Zählen, Berühren und Grübeln.

Behandlungsmöglichkeiten

Um eine Angststörung adäquat behandeln zu können, bedarf es zunächst einer gründlichen Diagnostik und Abgrenzung von organischen oder substanzinduzierten Ursachen (z. B. Schilddrüsenerkrankungen, Alkohol, Medikamente, Drogen). Dies geschieht über einen psychiatrischen Facharzt oder einen psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten.

Angststörungen werden sowohl medikamentös als auch psychotherapeutisch behandelt, oft auch kombiniert. Im Vordergrund der medizinischen Behandlung stehen angstlösende als auch antidepressiv wirkende Medikamente. Insbesondere bei schweren Zwangserkrankungen kommen gelegentlich auch Neuroleptika zum Einsatz. Das Verändern der Medikation sollte (wie bei allen anderen Krankheiten!) nicht eigenmächtig sondern nur unter ärztlicher Kontrolle stattfinden.

Die unter dem Begriff der "Angststörung" zusammengefassten Krankheitsbilder bedürfen einer angemessenen und auf die Symptomatik angepassten psychotherapeutischen Behandlung.
Exemplarisch soll hier die verhaltenstherapeutische Behandlung einer Panikstörung skizziert werden: Zunächst erhält der Patient ein Erklärungsmodell für die Entstehung und Aufrechterhaltung seiner Beschwerden. Dadurch kommt er zu einer Endkatastrophisierung seiner Symptomatik. Er wird dazu motiviert, angst- und panikauslösende Situationen sowohl in Phantasie als auch in Realität aufzusuchen. Die aufkommenden Panikgefühle sollen vom Patienten selber abgemildert werden, indem in der Therapie erlernte Bewältigungsmöglichkeiten zum Einsatz gebracht werden. Zu diesen gehören aktives körperliches und mentales Entspannen, positive, realitätsgerichtete Selbstgespräche sowie Aufmerksamkeitlenkung.
Je häufiger die angstauslöenden Situationen konfrontiert und bewältigt werden, desto gemilderter und kürzer treten zukünftige Panikattacken auf.

Zugrundeliegende Texte:

  • Davison, G. C., Neale M. N. (1988). Klinische Psychologie, 3. Auflage. München- Weinheim:Psychologie-Verlags-Union.
  • Machleidt, W., Bauer, M., Rose, H.K., Rhode-Dachse, C. (Hrsg.). (2004). Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, 7. Auflage. Suttgart: Thieme.
  • Oelkers, C., Hautzinger, M., Bleibel, M. (2007). Zwangsstörungen - Ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungsmanual. Weinheim-Basel: Beltz, PVU.
  • Schmidt-Traub, S. (2008). Panikstörung und Agoraphobie - Ein Therapiemanual, 3. Auflage. Göttingen: Hogrefe.
  • Patienteninformationen zu Anstörungen der Hexal AG

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Praxis für Psychologische Beratung
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